Türchen Nr. 18: Die Wächter der Norderstraße und der schwarze Pudel
Heute im 18. Türchen sitzt eine Katze hoch oben an den Schuhleinen in einem Korb. Normalerweise hat sie in der Norder eine Möwe auf dem Kopf, aber diese ist heute in der Punschbude. Die kleine Miez möchte dir heute mal was vertellen. Lausche also gut, denn heute erfährst Du die Sage von den Katzen der Norder:
Der schwarze Pudel und das Unheil
Vor vielen Jahrhunderten war der Winter in Flensburg besonders lang und bitterkalt. Die Laternen aus Gas flackerten schwach, und die Straßen lagen oft menschenleer im Nebel. Seltsame Dinge geschahen: Händler beklagten sich, dass ihre Waren über Nacht spurlos verschwanden, und Frauen erzählten von einem Schatten, der sie verfolgte. „Das ist der Geist des Bürgermeisters Pomerering,“ flüsterten die Flensburger*innen voller Angst. Der Bürgermeister war zu Lebzeiten ein grausamer Mann gewesen – einer, der seine Macht missbrauchte und unschuldige Menschen zu Unrecht verurteilte. Besonders bekannt war die Geschichte einer jungen Magd, die er wegen eines gestohlenen Brotlaibs zum Tode verurteilte.
Doch nach seinem Tod kehrte Pomerering zurück – als schwarzer Pudel mit glühend roten Augen. Nacht für Nacht jagte er durch die Straßen, erschreckte die Menschen und versetzte die Stadt in Angst und Schrecken. Es schien, als suchte er Vergebung, die er niemals finden würde.
Die Falle der Katzen
Eines Abends, als der Nebel besonders dicht war und die Stadt still unter einem weißen Schleier lag, rauschte es seltsam durch die Gassen. Ein Flüstern, ein Huschen, kaum hörbar – und doch schien es, als bewege sich etwas. Niemand sah, woher es kam, bis plötzlich Katzen auftauchten.Sie schlichen aus dem Nebel hervor – schwarz wie die Nacht oder grau wie der Dunst. Lautlos kletterten sie auf Dächer, huschten über Hauswände und setzten sich in dunkle Ecken. Die Flensburger*innen hielten den Atem an.„Was bedeuten diese Katzen?“ fragten sie sich ängstlich.
Der schwarze Pudel durchstreifte wie jede Nacht die Straßen Flensburgs. Seine glühenden Augen suchten die Dunkelheit ab, und sein grollendes Knurren hallte von den Hauswänden wider. Doch an diesem Abend war etwas anders. Ein leises Rascheln, ein huschendes Flüstern schlich durch die Gassen – mal hier, mal dort. Der Pudel drehte ruckartig den Kopf und seine Ohren zuckten nervös. Er setzte an, dem Geräusch zu folgen. Sein schwerer Schritt hallte auf dem Kopfsteinpflaster wider, während das leise Kratzen weiterzog. Immer schneller hetzte er durch die Straßen, tiefer in die Stadt hinein. Seine Wut wuchs ….Wer wagte es, ihn zu verspotten? Schließlich führte ihn die Spur in die Norderstraße. Alles lag still da und nur der Schnee glitzerte im Mondlicht. Der Pudel bleckte die Zähne und knurrte tief, während er durch die Straße spähte. Plötzlich – ein Geräusch! Und eine dunkle buckelige Gestalt richtet sich direkt vor ihm bei einem Heuwagen auf. Und dann ertöne eine Stimme, so leise wie der Wind:
„Komm, Pommerering, wenn du dich traust!“
Seine Augen glühten noch heller, und in seiner Wut sprang er mit einem gewaltigen Satz nach vorn, direkt wo die schwarze Gestalt stand. Doch Pommerering landete im Leeren! Der Pudel war Baff und irritiert. Den die Schwarze Gestalt, war gar keine Gestalt…sondern ein Schatten! Während er noch versuchte, sich auf der Spitze des wackeligen Anhängers zu halten, erklang plötzlich ein tiefes Miauen. Von allen Seiten glühten Katzenaugen auf, und sprangen direkt auf ihn zu. Ein Ruck – und der Pudel wurde hoch in die Luft katapultiert und ehe er sich versah, flog er in einem hohen Bogen in die Nacht. Man sagt, man konnte das unheilvolle Jaulen des Pommerering noch bis zum letzten Haus Flensburgs hören, bevor es in der Ferne verklang. Danach war er nie wieder gesehen.
Die stillen Wächter der Norderstraße
von diesem Tag an blieben die Katzen in der Norderstraße. Sie machten es sich in den kleinen Höfen, Dachstübchen und Ecken gemütlich und wurden zu stillen Wächtern, die die Straße vor dunklen Gestalten und bösen Geistern beschützten.
Doch wie das mit alten Geschichten so ist: Die Flensburger*innen vergaßen die tapferen Katzen. Bis eines Tages jemand sie wieder sichtbar machte – als Streetart an den Wänden der Norderstraße. Seitdem sitzen sie wieder in den Hausecken. Vielleicht sind sie nur Kunst, vielleicht aber auch ein Echo der alten Wächter, die darauf achten, dass keine dunklen Geister die Norderstraße heimsuchen. Wer mit offenen Augen durch die Norder geht, kann sie entdecken.
Und wenn der Nebel dicht ist, hört man vielleicht noch das dumpfe Miauen, das einst den schwarzen Pudel vertrieb.
Die Geschichte ist natürlich frei erfunden, doch die Sage vom bösen Bürgermeister Pomerering, der Flensburg heimsuchte, existiert tatsächlich. Wenn dir die Geschichte gefallen hat oder du Fragen hast, freue ich mich über eine Nachricht – schreib mir gerne eine Mail oder nutze das Kontaktformular auf meiner Homepage! 😊
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